Dienstag, 11. Dezember 2012

Ängste und Vorurteile abbauen - menschenfeindliche Auseinandersetzung mit muslimischer Religion und Migranten



Wenn man sich auf die Homepage der „Freiheitlichen“ begibt und ein bisschen herumstöbert, dann wird man zwangsläufig auf Beiträge von Funktionären treffen, welche Ausländerhass, oder zumindest Angst vor Migranten in ihren Beiträgen schüren. Jedenfalls möchten uns fast alle diese Artikel suggerieren, Migranten und dort vor allem Zugewanderte muslimischen Glaubens, würden sich entweder allesamt schonungslos am Sozialsystem bedienen, sie wären mehr oder weniger allesamt Verbrecher, Drogenhändler oder Gewalttätige. Außerdem werden Moscheen, islamische Friedhöfe und allerlei eigentlich selbstverständliche Dinge für diese, unsere Mitmenschen von Vorneherein gänzlich ausgeschlossen, mit dem Verweis, würde man ihnen dies gestatten, der Untergang unseres Landes unmittelbar bevorstehen würde. So jedenfalls der Eindruck. 
Da vor allem also die sogenannte freiheitliche (welch‘ ein Zynismus der Namensgebung) Partei es sich also auf die Fahnen geschrieben hat, Migranten und Moslems gleichermaßen zu bekämpfen bzw. auszugrenzen, sei zu allererst darauf hingewiesen, dass es in einem aufgeklärten Rechtsstaat keinerlei Diskussion darüber geben darf, ob ein Friedhof oder gar eine Moschee für Muslime ein legitimes Recht sei. Denn natürlich ist es ein Solches! Die Religionsfreiheit und deren Ausübung ist ein grundlegendes Menschenrecht und in der Verfassung des Staates Italien (Art. 19) so auch ausdrücklich festgehalten. Warum sollte es katholische und protestantische Gebetshäuser, jüdische Synagogen und orthodoxe Kirchen geben dürfen, aber Moscheen nicht? Zumal Menschen mit muslimischem Glauben mittlerweile die größte religiöse Minderheit in diesem Land darstellen. Auf diese Frage scheinen die Rechtspopulisten keine vernünftige Antwort geben zu können, wie auch, denn ein wirklich stichhaltiges, nicht rassistisch konnotiertes Argument lässt sich hier schlicht und ergreifend nicht anführen. 
Fundamentalistischen Tendenzen wirkt man letztlich nur entgegen, wenn man Andersgläubigen die Chance gibt sich entsprechend zu integrieren. Integration geht nicht über Verbote und Stigmatisierung von Statten. Und schon gar nicht kann es akzeptabel sein, wenn Hilfe- oder gar Asylsuchende abgewiesen werden, (hier sei wieder einmal exemplarisch auf einen Fall aus unserem Nachbarland hingewiesen: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/Empoerung-ueber-Asylunterkunft-in-Bad-Leonfelden;art4,1024304) nur weil diese nicht in das touristische Leitbild einer Stadt passen. Zum Glück gab es diesbezüglich in Meran und Bozen nicht allzu große Probleme, auch wenn man unter vorgehaltener Hand immer wieder irgendwelche rassistisch angehauchten Verlautbarungen mit anhören musste. Nur ist es nach meinem Verständnis eben auch nicht ausreichend, zugewanderte mit nicht-christlichem Background ausgestattete Menschen in irgendwelche Häuser in die Peripherie zu verbannen, um sie dort dann dauerhaft ihr Dasein fristen zu lassen. 
Wieso also nicht über eine Art „Begegnungsstätte Moschee“ wie sie in Deutschland bereits in vielen Städten, unter anderem im Stadtteil Marxloh in Duisburg realisiert wurde, nachdenken? Wieso nicht ein interkulturelles Zentrum welches Gemeinschafts- und Bildungsarbeit fördert, Informations- und Aufklärungsarbeit leistet und so Ängste, Vorurteile und Bedenken in der Bevölkerung ernst nimmt, schaffen? Gerade solche Projekte würden gesellschaftliche Barrieren abbauen, den interkulturellen Diskurs fördern und Tendenzen hin zu Parallelgesellschaften entgegenwirken. Eine Begegnungsstätte welche Lösungsansätze anbietet, wie eine religiös und kulturell heterogene Gesellschaft gemeinsam gestaltet werden kann. Nach wie vor werden Migranten bzw. Muslime in der öffentlichen Debatte durch einen Gast- bzw. Außenseiterstatus geprägt, der ihnen vermittelt sie seien der Gesellschaft nicht zugehörig und hätten sich der Mehrheitsgesellschaft sozusagen ehrfürchtig zu unterwerfen. Gerade in Südtirol fehlt es MigrantInnen an Orientierung und Vorbildern für eine politische Teilhabe, welche Kraft und Selbstbewusstsein für eine starke und positive Rolle im Integrationsgeschehen vermittelt. Ein Moscheebau wäre ein sichtbarer und spürbarer Gegenentwurf zu den sogenannten „Hinterhofmoscheen“ und ein sichtbares Zeichen, dass Menschen mit Migrationshintergrund Teil dieser Gesellschaft sind und sich dieser auch zugehörig fühlen können. 
Die Akzeptanz anderer Religion, Sprachen und die positive Auseinandersetzung mit anderen kulturellen Wurzeln würden definitiv dazu beitragen eine offene und demokratisch selbstbewusste Gesellschaft zu schaffen. Um gemeinschaftliches Reifen zu ermöglichen, müssen MigrantInnen als Träger der Integration, als gesellschaftlich und politische Gruppierung, als Stifter des demokratischen Prozesses, als ebenbürtige Kooperationspartner wahrgenommen und zugelassen werden. Nur durch Identifikation und Partizipation für MigrantInnen kann die demokratische Grundordnung unserer Gesellschaft stabilisiert werden. Hierfür braucht es neben der Bereitschaft der Zivilgesellschaft natürlich auch Ressourcen, ideeller und finanzieller Natur die von der Politik und öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt werden müssten.

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